TUS WICKEDE (RUHR) FRAUEN- UND MÄDCHENFUßBALL

Unsere Geschichte

Den Grundstein für den Aufbau der Damen- und Mädchenfußballabteilung in Wickede legten 1969 14 unerschrockene Damen. Mit der Gründung der ersten Wickeder Damenmannschaft schrieben sie Geschichte, im Verein – und im DFB, denn dieser hatte den Frauen das Fußballspielen noch gar nicht erlaubt…

Wie alles begann…

November 1969: Schlaghosen und Studentendemos sind angesagt in Deutschland. Es ist die Zeit, in der alte Regeln und Rituale auf allen Ebenen der Gesellschaft diskutiert, kritisiert und gebrochen werden, so auch im Fußball. Noch hält der DFB sein Verbot für die Gründung von Frauenfußballabteilungen aus dem Jahr 1955 aufrecht. Davon unbeeindruckt, treten vielerorts Frauen mit einem neuen Selbstbewusstsein auf den Platz, auch in Wickede.

Die TuS Wickede war nicht der erste Verein, der Frauen den Zugang zum Fußball ermöglichte. Aber unser Verein gehörte zu den Ersten in Deutschland, mutig und fest entschlossen.

Mit dem Jubiläumsfest 2019 konnten wir zurückblicken auf 50 Jahre erfolgreichen Frauenfußball. Ein Weg mit Freude und Leid, mit Jubel und Ärger, gewonnenen und verlorenen Spiele, mit Auf- und Abstiegen.

 

Ein kurzer Ausflug in die Chronik

Die Damen der ersten Stunde hatten ihren ersten öffentlichen Auftritt im April 1970 im Rahmen eines Freundschaftsspieles beim SV Hilbeck. Die Premiere ging dank Brigitte Schlieper als Erfolg in die Vereinsgeschichte ein, denn ihr Treffer fünf Minuten vor Abpfiff brachte dem Team den 1:0-Sieg.

Mit Beginn der Saison 1970/1971 und nach Aufhebung des Spielverbotes durch den DFB, wurde erstmals an einer Meisterschaft teilgenommen. Unter der Regie von Rudolf Breyholz ging die Mannschaft in der Kreisliga im Siegener Raum an den Start. Die Trikots wurden damals von den Spielerinnen noch selber eingekauft, finanzielle Unterstützung oder gar einen Sponsor gab es nicht, dafür reichlich Vorurteile, wann immer das Team auftrat.

Mit großem Trotz, viel Selbstwusstsein und vor allem Spaß an der Sache ging die Mannschaft ihren Weg und erlebte unter Hans Gründel, der ab dem zweiten Meisterschaftsjahr die Trainerbank einnahm, den Aufstieg in die Bezirksliga und 1976 sogar den Sprung in die Landesliga.

Im Oktober 1982 folgte die Gründung der Mädchenmannschaft, die seit Januar 1983 an Pflichtspielen teilnimmt. Gespielt wurde damals im Dortmunder Raum, da es im Kreis Soest noch keine Mädchenmannschaft gab. Mehr als 10.000 km fuhren Hans und Gerlinde Gründel im Jahr, um den Nachwuchs zum Training und zu den Spielen zu befördern. Der Erfolg stellte sich schnell ein und spornte weiter an. Acht Jahre hintereinander wurden unsere Mädels Kreismeister und Hallenmeister!

50 Jahre nach dem vielbelächelten Start der Damenmannschaft spielen heute ca. 70 Mädchen in der U-17, U-13 und U-11 im Trikot der TuS Wickede Fußball.

Zu den Damen: Die TuS Wickede war im Kreis Soest Vorreiter des Frauenfußballs. Lediglich die TSG Soest-Süd stellte bereits ein weibliches Fußballteam. Im Vergleich: Heute gibt es kreisweit zehn Vereine mit Frauenfußballmannschaften.

Stand anfangs noch das gemütliche Beisammensein mit tollen Karnevalsfeten im Vordergrund, spielte schnell auch der sportliche Erfolg eine wichtige Rolle. Diverse Kreismeistertitel in den 70er und 80er Jahren standen unter der Regie von Hans Gründel zu Buche. Unvergessen bleibt aus der damaligen Zeit der 1:0 Endspielsieg über den Bundesligisten TSV Siegen bei einem Turnier in Soest und der unglaubliche Erfolg gegen die holländische Nationalmannschaft während der Hüingser Sportwoche.

1974 belegte die TuS beim Turnier in Bad Neuenahr gegen internationale Konkurrenz eine vordere Platzierung. Der Kontakt zum damaligen Deutschen Meister Bad Neuenahr kam durch Gertrud Nau, eine Spielerin der Wickeder Gründungself, zustande. Sie war ins Rheinland gewechselt, um dort in der höchstspielenden Damenliga anzutreten. Dafür nahm sie weite Wege in Kauf, und ein – zur damaligen Zeit – enormes Trainingspensum von drei Einheiten in der Woche. Weitere verdiente Spielerinnen der TuS Wickede, die sportlich auf sich aufmerksam machten, waren neben Gertrud Nau auch Gerlinde Gründel und Gudrun Nadansky, damalige Auswahlspielerin, sowie Petra Netzel und die Schwestern Edelgard und Halina Hinderlich.

Licht und Schatten prägten die 80er Jahre. 1986 konnten zum ersten Mal zwei Frauenmannschaften gestellt werden. Die Erste, unter Regie von Trainer Winfried Peuler, durfte den erneuten Aufstieg in die Landesliga feiern. Die Zweite, unter Hans Gründel, spielte in der Kreisliga eine gute Rolle. Leider zunächst nur ein Jahr, auch der Abstieg der Ersten musste hingenommen werden.

Aus den Reihen der Männer kam starke Kritik auf. Die Damenabteilung sollte sogar geschlossen werden. Doch der Vorstand setzte sich für die Damen und Mädchen ein, so dass die Schließung abgewandt werden konnte. So spielte unsere Damenmannschaft in den 90er Jahren erfolgreich in der Bezirksliga mit. „Urgesteine“ wie Andrea Boese, Andrea Rüter, Susanna Benning, Lydia und Alice Fitzian, Marika Spengler und Heike Knieper prägten die Damenmannschaft.

Schwere Zeiten durchlief das Team dann 2003 mit einem Generationswechsel. Der Abstieg in die Kreisliga war nicht zu vermeiden und Personalnot kam auf. Dank guter Mädchenarbeit konnte das Team ab dem Jahre 2005 wieder mit Spielerinnen gestärkt werden, so dass es fortan bergauf ging. Der Trainerwechsel auf das Gespann Andrea Rüter/Andrea Boese und die Rückkehr der Leistungsträgerinnen Anja Peters und Maren Lemke gaben einen Schub, so dass im Jahr 2006 der lang ersehnte Wiederaufstieg in die Bezirksliga ausgelassen gefeiert werden konnte.

Bei der WP-Sportlerwahl für den Raum Werl-Wickede-Ense wurde das Team „Mannschaft des Jahres“, Trainerin Andrea Rüter zur besten Trainerin und Anja Peters und Maren Lemke zu den besten Sportlerinnen gekürt. Im Sommer 2006 konnte erneut eine zweite Damenmannschaft gegründet werden und die Erste feierte in der Saison 2006/2007, mit nur einer Niederlage, den Aufstieg in die Landesliga.

In der Saison 2007/2008 konnte dann der größte Erfolg der Vereinsgeschichte geschrieben werden. Die erste Frauenmannschaft schaffte im Relegationsspiel gegen den SC Borchen mit einem 2:0-Sieg den Aufstieg in die Westfalenliga. Leider währte das Abenteuer in der höchsten Spielklasse Westfalens nur ein Jahr, doch auch nach dem Abstieg in die Landesliga und nicht zuletzt mit dem Aufstieg der Zweiten in die Bezirksliga 2010 war die TuS Wickede noch immer die Nummer eins im Kreis.

Nach dem Rückzug der ersten Damenmannschaft aus der Landesliga und nach einigen Jahren in der Bezirksliga mussten unsere Damen leider den Gang in die Kreisliga antreten. Nach knapp verpassten Aufstiegen konnte in der Saison 2021/2022 die Rückkehr in die Bezirksliga gefeiert werden.